Lebertransplantation

Transplantation

Bei einer Lebertransplantation wird die erkrankte Leber vollständig entfernt und durch ein gesundes Spenderorgan ersetzt. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich mit dem neuen Organ erneut ein HCC bildet, ist vor allem in den frühen Tumorstadien sehr gering.

Die Organisation und die Durchführung der Transplantation erfolgen in spezialisierten Zentren. Die Transplantationszentren beurteilen, ob jemand für eine Transplantation geeignet ist, setzen die/den Patientin/Patienten auf die Warteliste, führen die Transplantation durch und übernehmen auch die Nachsorge.

Prinzipiell gilt, dass alle Patienten und Patientinnen mit einem kurativ behandelbaren HCC in einem Lebertransplantationszentrum vorgestellt werden sollten. Eine Transplantation kommt demnach grundsätzlich in den frühen Erkrankungsstadien als Therapieform in Frage, wenn zusätzlich:

  • die „Mailand-Kriterien“ erfüllt werden:

    • ein einzelner Tumorherd darf nicht größer als fünf Zentimeter sein
    • es dürfen höchstens drei Tumore vorliegen, die jeweils nicht größer als drei Zentimeter sind
    • der Tumor darf nicht in andere Organe gestreut haben
    • der Tumor darf nicht in die Lebervene eingewachsen sein
  • ein Vorteil gegenüber anderen Behandlungsstrategien zu erwarten ist, zum Beispiel bei Patienten und Patientinnen, die eine Zirrhose haben und die Mailand-Kriterien erfüllen. Dies begründet sich damit, dass bei einer Lebertransplantation sowohl das HCC als auch die Zirrhose therapiert wird

Diese Kriterien dienen dem Behandlungsteam als ersten Einordnung zu möglichen in Frage kommende Therapien. Durch das Zusammentreffen des Tumorboards kann die Therapieempfehlung der Lebertransplantation ausgeweitet und auch für Patientinnen und Patienten ausgesprochen werden, auf die diese Kriterien nicht umfänglich zutreffen. Grundsätzlich gibt es bei jedem Therapieverfahren weitere absolute und relative Ausschlusskriterien, die immer im Einzelfall mit dem Behandlungsteam besprochen werden müssen.

In Deutschland besteht grundsätzlich ein Mangel an Spenderorganen, deshalb bedarf es einer Priorisierung der Betroffenen auf einer Warteliste. Aufgrund dieser beschränkten Verfügbarkeit müssen neben den Mailand-Kriterien, individuelle onkologischen Prognosen, aber auch die allgemeine Lebenserwartung und das Alter mit einbezogen werden. Leider sind Wartezeiten von mehr als 6 Monaten die Regel, bis ein Spenderorgan zur Verfügung steht.

Überbrückung bis zur Transplantation

Während der Wartezeit, wird alle drei Monate eine Verlaufskontrolle mit Hilfe eines CT oder MRT durchgeführt, um Veränderungen im Bauchraum zu kontrollieren. Zusätzlich sollte der Tumormarker AFP regelmäßig kontrolliert werden und alle 6 Monate ein CT der Lunge durchgeführt werden, um eine Metastasenbildung in der Lunge auszuschließen.

Da in der Zeit der Tumor weiterwachsen kann, empfehlen Expertinnen und Experten sogenannte Überbrückungsverfahren, die auch „Bridging-Verfahren“ genannt werden. Dazu zählen die RFA, TACE sowie die TARE. Sollten diese Verfahren nicht funktionieren, stehen den Behandelnden noch weitere spezialisierte Verfahren zur Verfügung.

Alle Verfahren haben das Ziel das Wachstum der Tumore einzuschränken, sodass die oben genannten „Mailand-Kriterien“ erfüllt bleiben und die Möglichkeit zur Transplantation weiterhin bestehen bleibt.

Aber auch Patienten und Patientinnen, die außerhalb der Mailand-Kriterien können und dürfen einer Lebertransplantation zugeführt werden, insofern kein Krebsbefall außerhalb der Leber und Tumor(e) nicht in Lebergefäße eingewachsen sind. Hierbei gibt es auch verschiedene standardisierte Auswahlkriterien (z.B. die UCSF-Kriterien). Allerdings erhalten diese Patienten keine Priorisierung.

Manchmal ist es auch möglich, dass die Mailand-Kriterien durch eine vorgeschaltete Therapie erreicht werden. Diese Möglichkeit wird Downstaging genannt und erhöht für Betroffene die Chance auf eine Lebertransplantation.

Komplikationen und Nebenwirkungen

Die Lebertransplantation ist ein komplizierter und belastender Eingriff. Neben den allgemeinen Operationsrisiken kann es zu starken Blutungen kommen. Nach der Transplantation können schwere Entzündungen auftreten. Zudem reagiert das Immunsystem auf das neue Organ. Das Immunsystem sieht die neue Leber als Fremdköper an und versucht sie abzustoßen. Diese Abstoßungsreaktion muss verhindert werden. Deshalb müssen Menschen mit Spenderorganen lebenslang Medikamente einnehmen, die das Immunsystem und somit die Abstoßungsreaktion unterdrücken.

Medizinische Nachsorge

Auch eine erfolgreiche Transplantation bedeutet eine lebenslange Nachsorge und sehr regelmäßige Medikamenteneinnahme.

Hierbei wird zwischen der Krebsnachsorge und der Transplantationsnachsorge unterschieden.

Die Krebsnachsorge sollte im ersten Jahr nach der Transplantation alle drei Monate erfolgen. Im zweiten Jahr sind halbjährliche Abstände empfohlen.

Die Nachsorge hinsichtlich der Transplantation selbst ist sehr individuell. Ausführliche Informationen über die vielen unterschiedlichen Optionen im Rahmen einer Nachsorge erhalten Patienten und Patientinnen im jeweiligen Transplantationszentrum.

Weiterführende Informationen rund um das komplexe Thema Transplantation bietet die Homepage der Lebertransplantierten Deutschland e. V. unter www.lebertransplantation.eu

Salvage-Transplantation – Was ist damit gemeint?

Die Salvage Transplantation stellt eine Indikation zur Transplantation bei einem hohen Rezidiv-Risiko (Wiederkehren des Tumors) dar.

Praktisch bedeutet das, dass Sie für eine Transplantation in Frage kommen könnten, wenn das Tumorboard bzw. die Transplantationskonferenz im Vorfeld einer lokalen Therapie bereits ein hohes Rezidiv-Risiko festgestellt hat oder bei Ihnen nach dem Abschluss einer kurativen Therapie ein Rezidiv aufgetreten ist.